Liebe Leserinnen und Leser,
mit der Wahl des Europäischen Parlaments liegt ein wichtiger Meilenstein im Superwahljahr 2009 hinter uns. Nicht nur Wahlkämpfer haben die Ergebnisse dieser Wahl mit Spannung erwartet, galt sie doch als wichtiges Stimmungsbarometer. Hoffnungen auf eine höhere Wahlbeteiligung wurden trotz diverser Mobilisierungskampagnen leider nicht erfüllt, vielmehr ist diese im EU-Durchschnitt nochmals gesunken, auf 43,1%. Eine kurze Analyse zu den Ursachen finden Sie in unserem Thema des Monats.
Ein weiteres Thema, das uns in diesem Monat bewegt hat, ist das Verhältnis von Jugendlichen zur Politik. Studien zu diesem Thema, darunter die Shell-Studie, zeigen leider, dass junge Menschen in Deutschland immer weniger von Politik wissen wollen. In der aktuellen Ausgabe von Politik konkret hatte ich Gelegenheit, mit Frau Dr. h. c. Susanne Kastner MdB, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages darüber zu sprechen, was das Parlament tun kann, um junge Menschen für Politik zu begeistern. Ich würde mich freuen, wenn Sie hier reinschauen würden, es lohnt sich!
Unser Seminar- und Veranstaltungsprogramm im Sommer endet mit dem 1. Internationalen Demokratie-Symposium am 30. Juni. Wir hoffen, dass wir besonders die Wahlkämpfer unter Ihnen mit unserem umfangreichen Seminar-Angebot unterstützen konnten. Ab September starten wir dann wieder mit einer Fülle von spannenden Workshops und Events für Sie. Näheres dazu in der nächsten Ausgabe des Newsletters. Sie sind im Übrigen herzlich eingeladen, uns Ihre Wünsche zum Fortbildungsangebot von ProDialog zu übermitteln. Und bitte zögern Sie nicht, uns auch während der heißen Wahlkampfphase in Kommunen, Ländern und Bund zu kontaktieren, falls wir Sie mit unserer Expertise unterstützen können.
Wir gehen derweil in die heiße Phase unserer Kampagne "Die Demokratiebotschafter", die vor der Bundestagswahl Tausende von Menschen ansprechen und motivieren will, sich für eine höhere Wahlbeteiligung einzusetzen. Unterstützt von BILD, der Deutschen Post AG und anderen prominenten Partnern möchte sie in ganz Deutschland Menschen gewinnen, denen unsere Demokratie am Herzen liegt. Menschen, die gemeinsam etwas gegen das wachsende Desinteresse an Politik und die sinkende Wahlbeteiligung tun wollen. Näheres dazu erfahren Sie in der Rubrik "ProDialog-News: Neues aus der Initiative".
Ich stehe Ihnen wie immer gerne für Rückfragen oder Anregungen zur Verfügung und freue mich auf den Dialog mit Ihnen.
Und nun:
Viel Spaß beim Lesen!
Herzlichst,
Kerstin Plehwe
Kerstin Plehwe
[email protected]
Zum siebten Mal haben die Bürger der Europäischen Union zwischen dem 4. und 7. Juni 2009 ihre Vertreter für das Europäische Parlament (EP) gewählt, das bei dieser Gelegenheit das 30-jährige Jubiläum seiner allgemeinen und direkten Wahl feierte. Allerdings stellt das Ergebnis dieser Wahl, das die Umfragen im Vorfeld bestätigt, kein Grund zum Feiern dar.
Fakt ist: Die Wahlbeteiligung blieb auf historisch niedrigem Niveau und sendete einmal mehr ein unüberhörbares Warnsignal an die Politik, aber auch an alle, denen ein lebendiges Gemeinwesen am Herzen liegt. Angesichts der Tatsache, dass in weniger als 100 Tagen die Bundestagswahl stattfindet, besteht doppelter Grund zur Sorge.
Was ist passiert? Zunächst wurde deutlich, dass die Europäische Union für viele Bürger schwer greifbar blieb. Da halfen weder die vielfältigen Europasonderseiten der Medien noch die eigenständige Mobilisierungskampagne der EU. Es drängt sich die Frage auf: Wohin wäre die Wahlbeteiligung ohne den deutlich intensiveren medialen Motivationsschub gerutscht? Warum wollte nicht einmal jeder zweite Wähler an dem von Manuel Barroso ausgerufenen größten transnationalen Demokratiefest auf diesem Planeten teilnehmen?
Noch viel zu sehr bewegten sich die Parteien gemeinsam mit ihren Werbeagenturen in der Kommunikations- und Gedankenwelt von gestern. Das Gestern aber, der Dreiklang aus Standardbotschaft, Plakat und TV funktioniert nicht mehr. Und das Morgen, der dringend notwendige authentische Dialog mit den Menschen wurde oft nur als moderner Zusatz, vor allem für jugendliche Zielgruppen genutzt. Die Hausaufgaben an die Parteien sind damit deutlich formuliert: Es wird im Vorfeld des Bundestagswahlkampfes darum gehen, Kommunikationshoheit abzugeben, um den Freiwilligen eine emotionale Dachbotschaft an die Hand zu geben, mit der sie dann selbst in ihrem sozialen Umfeld für die Partei ihrer Wahl werben können. Nur über diesen persönlichen Dialog verankert sich eine Kampagne tief in der Gesellschaft. Das ist die Lehre aus den USA.
Politik konkret
Zu Gast in der aktuellen Ausgabe von Politik konkret: Dr. h. c. Susanne Kastner MdB, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages. In dieser Eigenschaft hat sie sich zum Ziel gesetzt, die Politik und das Parlament näher an Jugendliche heran zu bringen.
In der aktuellen Ausgabe von Politik konkret spricht Kerstin Plehwe mit Dr. h. c. Susanne Kastner MdB, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, über das Verhältnis von Jugendlichen zur Politik. Wo sieht sie Ansatzpunkte, an denen sich die Politik verändern könnte, um für Jugendliche interessanter zu werden und sie vielleicht stärker einzubinden? Wäre es sinnvoll, die Altersgrenze für Erstwähler zu senken? Diese und weitere Fragen klären Kerstin Plehwe und Frau Dr. Kastner in einem spannenden Interview. Außerdem stellen wir Ihnen zwei Beispiele vor, bei denen politische Arbeit für und mit Jugendlichen auf durchaus fruchtbaren Boden fällt.
Die Sendung können Sie ab sofort auf unserer Website unter prodialog.org oder auch in unserem YouTube-Channel unter youtube.com/InitiativeProDialog anschauen. Und schicken Sie uns gerne Ihr Feedback an [email protected]!
Die Demokratiebotschafter
"Unterwegs für eine große Sache" - das ist das Motto unserer überparteilichen Kampagne "Die Demokratiebotschafter", die vor der Bundestagswahl Tausende von Menschen ansprechen und motivieren will, sich für eine höhere Wahlbeteiligung einzusetzen. Unterstützt von BILD, der Deutschen Post AG und anderen prominenten Partnern möchte die Initiative ProDialog in ganz Deutschland Menschen gewinnen, denen unsere Demokratie am Herzen liegt. Menschen, die gemeinsam etwas gegen das wachsende Desinteresse an Politik und die sinkende Wahlbeteiligung tun wollen.
Hauptziel der Kampagne, die am 1. September 2009 mit einer großen Auftaktveranstaltung im Herzen Berlins startet, ist es, Demokratiebotschafter aufzurufen, andere Bürger zur Wahlteilnahme am 27. September zu motivieren. Durch kreative Mit-Mach-Aktionen wie deutschlandweiten Wahldates, einem persönlichen Demokratie-Story-Wettbewerb oder dem E-Mail-Experiment "L@uffeuer" lebt die vierwöchige Kampagne vom Einsatz jedes einzelnen Freiwilligen.
Demokratiebotschafter zu werden, ist ganz einfach! Eine Registrierung auf der Kampagnen-Webseite reicht aus, um gemeinsam mit anderen Bürgern unterwegs zu sein für "eine große Sache". Näheres dazu erfahren Sie in der nächsten Ausgabe unseres Newsletters. Wir würden uns freuen, wenn auch Sie mitmachen würden!
Rückblick: Seminar „Countdown der Kampagne - das starke Wahlfinale”
Im Endspurt von Wahlkämpfen kommt es darauf an, seine Prioritäten fest im Griff zu halten. Zu viele Wahlkampagnen laufen einfach unspektakulär aus. Dabei entscheiden sich immer mehr Wähler erst kurz vor Wahlschluss - der scheinbar unberechenbare "Last-Minute-Swing" kann zum Freund werden. Selbst wenn die Medien schon langsam müde werden: Auf den letzten Metern zeigen Wahlkampagnen, wie professionell sie aufgestellt sind.
In diesem überparteilichen Tagesseminar der ProDialog-Akademie demonstrierte Dr. Marco Althaus vom Deutschen Institut für Public Affairs unseren engagierten Teilnehmern - vornehmlich Mitarbeiter von Bundestagsabgeordneten - praxisnah, wie sie taktische Vorteile nutzen und mit ihrem Wahlkampfteam ein Maximum an Leistung schaffen. Wir wünschen ihnen dabei viel Erfolg und stehen ihnen für Fragen gerne zur Verfügung!
Wahlkampfblog 09

Auch in diesem Jahr begleitet die Initiative ProDialog das Wahlkampf-Geschehen mit einem Blog. Unter www.wahlkampfblog09.de berichten unsere Autoren über den Bundestagswahlkampf, die Landtagswahlen, aber auch andere interessante Wahlen aus aller Welt, z.B. aktuell über die Situation im Iran. Dort findet ein digitales Katz- und Maus-Spiel zwischen der konservativen Regierung und der - zumeist jungen, urbanen und gebildeten - Internetgeneration statt. Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre!
Mailing-Wettbewerb 2009: Der Countdown läuft
Am 9. Juli endet die Einreichungsfrist für den Mailing-Wettbewerb der Deutschen Post. Bis dahin jedoch kann jede Agentur und jedes werbetreibende Unternehmen bzw. öffentliche Einrichtung ein Mailing pro Kategorie einreichen, das im Jahr 2008 versendet wurde.
Übrigens ist Bürgerkommunikation in diesem Jahr die thematische Kategorie. Darin werden Mailings mit dem Ziel der Bürgerkommunikation ausgezeichnet. Darunter wird der Dialog von öffentlichen Einrichtungen, wie beispielsweise Parteien, Ämtern und Behörden, öffentlichen Stiftungen, Vereinen und Bibliotheken mit dem Bürger verstanden. Nähere Informationen zum Mailing-Wettbewerb 2009 finden Sie hier.
Der Tipp von Prof. Vögele
An dieser Stelle präsentieren wir immer einen der zahlreichen Tipps von Prof. Siegfried Vögele, der in dieser Form seit 1995 die Fragen seiner Seminar-Teilnehmer beantwortet. Nähere Informationen finden Sie auf der Website des Siegfried Vögele Instituts unter www.sv-institut.de.
Frage (einer ehemaligen Studentin): Was hat sich geändert an den ersten 20 Sekunden beim Betrachten eines Mailings?
Antwort:
Die Zeit bis zur Entscheidung: Lesen, zur Seite legen oder Wegwerfen dauerte zum Zeitpunkt Ihres Studiums (vor 25 Jahren) etwa 20 Sekunden. Aber das war schon immer ein statistischer DURCHSCHNITT aller Test-Personen und Mailing-Varianten. Im Einzelfall lag der Wert je nach Mailing-Inhalt immer zwischen weniger als 5 sec und mehr als 50 sec wie z.B. bei Mailings mit mehrseitigen Prospekten. Deshalb war es schon damals besser, mit der Zeiteinheit PRO DIN A4-SEITE zu rechnen. Sie lag damals bei durchschnittlich 2 Sekunden, zeigt aber heute eine leichte Tendenz nach unten. Die 2 Sekunden entsprachen etwa 10 Augen-Haltepunkten (Fixationen) pro Seite. Eine Fixation dauerte etwa 2/10 Sekunden. Bei diesem ersten Überfliegen einer Seite fixieren die Augen nahezu ausschließlich Bilder, Headlines oder sonstige Hervorhebungen. Wenn in dieser Zeit die kleinen "jas" die Oberhand gewinnen, beginnt der Empfänger zu lesen. Bei zu vielen kleinen "neins", blättert er weiter.
Die heutige Informationsflut scheint dieses Verhalten zu beeinflussen. Wir beobachten seit einigen Jahren ein geringes Abnehmen der Dauer pro Fixation und deren Anzahl pro Seite. Eine Reduktion von insgesamt etwa 10 - 15%. Der Leser entscheidet offenbar schneller über Sinn oder Unsinn einer Information. Umso mehr gilt heute die alte Grundregel: Zeigen Sie Ihren Empfängern deren Vorteile in eindeutigen Bildern und leicht verständlichen Headlines. Das gilt auch für das Gestalten Ihrer Website.
Informationen zu unserem Veranstaltungsprogramm im Herbst finden Sie in Kürze auf unserer Website prodialog.org und in den nächsten Ausgaben dieses Newsletters!